Das Konzept
Gut Eichenberg bietet individualpädagogische Intensivbetreuung für 6 junge Menschen, die aus dem Versorgungsrahmen üblicher Einrichtungen herausfallen. Die Einrichtung betreut Mädchen und Jungen ab 14 Jahren sowie über die Volljährigkeit hinaus. Auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis wird geachtet.
Die jungen Menschen sind geprägt von einer Vielzahl an negativen und belastenden Erfahrungen. Dadurch entwickeln sich häufig emotionale und soziale Störungen. Die Teilhabe der jungen Menschen am gesellschaftlichen Leben wird durch Anpassungsschwierigkeiten der Normen- und Werteregelung erschwert.
Diese Zielgruppe profitiert von einer individualpädagogischen Betreuung
Ziele
Das pädagogische Angebot orientiert sich an den Ressourcen der jungen Menschen. Die Arbeit mit den Bewohnern/-innen wird individuell angepasst und kreativ gestaltet. Kern der Arbeit ist der Aufbau einer stabilen/tragfähigen emotionalen Beziehung zwischen dem jungen Menschen und dem Betreuer/der Betreuerin. Ziel ist die Aktivierung von inneren und sozialen Ressourcen der jungen Menschen sowie im späteren Verlauf die Verselbständigung. In Bezug auf diese Ziel-setzung arbeiten die jungen Menschen mit spezifischen Entwicklungszielen, die entsprechend einer Entwicklungslinie in Nah- und Fernziele unterteilt sind. Diese Entwicklungsziele sollen er-möglichen, dass der junge Mensch in die Verselbständigung oder auch in eine Wohnform mit weniger intensiver Betreuung wechseln kann.
Entwicklungsziele
Struktur
Nahziel: Einlassen auf tagesstrukturierende und individualpädagogische Angebote
Fernziel: Einlassen auf tagesstrukturierende Gruppenangebote
Ressourcennutzung
Nahziel: Eigene Stärken/Schwächen erkennen
Fernziel: Stärken fördern und einsetzen/Schwächen akzeptieren
Angemessener Umgang mit Emotionen
Nahziel: Emotionen ausdrücken
Fernziel: Emotionen regulieren
Vertrauen und emotionale Beziehung
Nahziel: Beziehung aufnehmen
Fernziel: Aufrecht halten von Beziehung
Beziehung gestalten
Nahziel: Vertrauensvolle Beziehung gestalten
Fernziel: Aufbau einen sozialen Netzwerkes
Verhaltensstabilisierung
Nahziel: Verhalten reflektieren
Fernziel: Verhalten steuern/den Gegebenheiten anpassen
Selbstbewusstsein
Nahziel: Sich einlassen, sich selbst kennen
Fernziel: Ich bin ok, so wie ich bin/aus Defiziterkenntnis Ressourcen nutzen
Zukunftsperspektiven entwickeln
Nahziel: Alltagsbewältigung
Fernziel: Individuelle Lebensperspektive finden
Die Pädagogen und die strukturellen Bedingungen gewährleisten den sicheren und entwicklungsförderlichen Rahmen in denen die jungen Menschen ihre Nah- und Fernziele erreichen können.
Alltag und individualisierte Angebote
Die Tagesstruktur der jungen Menschen wird individuell angelegt, jedoch an einen bestimmten Rahmen angepasst. Die Einrichtung arbeitet nach einem Modulsystem, welches aus Bausteinen besteht, die individuell in Absprache und nach Bedarfen ausgewählt werden.
- Wahl-Modul Sport
- Wahl-Modul Lernen
- Wahl-Modul Kreativ
- Wahl-Modul Haushalt
- Wahl-Modul „Nur für mich“
Neben den Modulen werden individualisierte Aktivitäten angeboten
- Konflikt-Kompetenz-Training
- Nutzgarten
- Tiergestützte Pädagogik
- Werken
- Therapeutische Angebote
An den Wochenenden werden Gruppenaktivitäten mit erlebnispädagogischem Hintergrund sowie offene Freizeitangebote wie bspw. ein Kino-Besuch angeboten. Vor und nach den Mahlzeiten, die zu den tagesüblichen Zeiten angeboten werden, haben die jungen Menschen freie Zeit, die allein gestaltet werden kann.
Methoden
Die Einrichtung arbeitet auf Grundlage der Individualpädagogik, deren Methodenkonzept primär die Beziehungsarbeit darstellt. Eine helfende Beziehung gilt dabei als intensive, intakte Beziehungsarbeit zwischen Betreuer und jungem Menschen. Die Bedeutung der Persönlichkeit der Betreuer, deren Haltung und Verhaltensweisen spielen demnach eine entscheidende Rolle. Jeder junge Mensch braucht mindestens eine stabile Bezugsperson, um seine Möglichkeiten, Stärken und Selbstwirksamkeit zu entfalten. Daher wird in der Einrichtung mit einem Bezugsbetreuersystem gearbeitet.
Die individualpädagogische Betreuung erfolgt in fünf Schritten:
- Analyse: Informationen über den jungen Menschen werden gesammelt. Diese Phase soll zu einer konkreten Vorstellung des jungen Menschen führen, so dass das Setting gestaltet werden kann. Der junge Mensch wird miteinbezogen.
- Veränderung: Der junge Mensch lernt ein neues Lebensumfeld und neue Wege kennen.
- Erprobung: Gewohnte Verhaltensweisen werden weitgehend abgelegt. Neue Alltagsstrukturen werden erarbeitet und in Kraft gesetzt.
- Festigung: Neue Verhaltensweisen werden durch gezielte Beschäftigung gefestigt.
- Transfer: Das Erlernte wird in eine andere Lebenswelt übertragen.